„Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind die großen Themen“
Herr Dákai, herzlichen Glückwunsch zu 30 Jahren Leadec in Ungarn! Was waren die besonderen Meilensteine in den letzten drei Jahrzehnten?
Der wichtigste Meilenstein war sicherlich die Gründung von Hörmann Győr Kft. im Jahr 1994, nach dem Mauerfall. Damals haben wir begonnen, Dienstleistungen für Audi vor Ort anzubieten, zunächst im Bereich der Elektroinstallation.
Seitdem sind wir kontinuierlich gemeinsam mit unseren Kunden gewachsen. Im Jahr 2010 wurden wir zu Voith Industrial Services Kft. und haben unsere Aktivitäten nach Kecskemét ausgeweitet. 2012 folgten neue Standorte in Miskolc und Szombathely. Durch den Zukauf von FISS Automatika Kft., das seinen Sitz in Debrecen hat, haben wir nicht nur unseren geografischen Footprint erweitert, sondern auch neue Branchen erschlossen. Denn FISS bedient vor allem Kunden außerhalb der Automobilindustrie, was aus meiner Sicht unserer Diversifikation sehr guttut. Insgesamt sind wir mittlerweile an neun Standorten vertreten und mit 900 Mitarbeitenden für mehr als 80 Kunden im Einsatz.
Bleiben wir bei Ihren Kunden: Welche Themen beschäftigen sie aktuell besonders?
Die großen Themen sind – wie eigentlich überall – Nachhaltigkeit in der Produktion und Digitalisierung. Während es bei der Nachhaltigkeit unter anderem um Energieeinsparung und Reduzierung von Emissionen geht, spielt bei der Digitalisierung insbesondere die Informationssicherheit eine zentrale Rolle. Ehe Leadec mit den Green Factory Solutions ein Portfolio geschaffen hat, das die Dekarbonisierung und Kreislaufwirtschaft vorantreibt, haben wir in Ungarn schon umfangreiche Erfahrungen mit der Zero-Emission-Fabrik von Audi gesammelt. Dort übernehmen wir seit vielen Jahren unter anderem die Pflege der Grünanlagen rund um das Gebäude und sorgen für mehr Biodiversität.
Und bei der Digitalisierung?
Unsere Kunden sind stark digitalisiert und erwarten das natürlich auch von uns als Servicespezialist. Durch unsere Plattform Leadec.os und unsere Erfahrungen in der digitalen Transformation vertrauen uns die Produzenten und sind sich sicher, dass IT-Security und Datenschutz bei uns mindestens eine ebenso große Rolle spielen wie bei ihnen selbst. Wir haben eine ausgezeichnete Reputation am Markt, die auf über 60 Jahren Erfahrung weltweit beruht. Unsere Kunden schätzen unsere technische Expertise, unseren hohen Digitalisierungsgrad und unsere Zuverlässigkeit als Partner.
Welche Herausforderungen erwarten Sie in den nächsten Jahren?
Die größte Herausforderung ist sicherlich die Entwicklung weg vom Verbrennungsmotor. Die Produktion von Elektroautos benötigt weniger Montagelinien, weniger Gebäude und weniger Menschen. Das bedeutet, dass auch weniger Services entlang des Lebenszyklus der Fabrik gefragt werden.
Umso wichtiger ist es für uns, unsere Kunden weiterhin mit einem breiten Spektrum an Dienstleistungen zu unterstützen und neue Geschäftsfelder zu erschließen.
Der ungarische Arbeitsmarkt ist mit einigen Herausforderungen konfrontiert. Wie gehen Sie diese an?
Der Fachkräftemangel ist in Ungarn ein großes Problem. Viele Menschen wandern ab, um im Ausland zu arbeiten, beispielsweise in Österreich oder Deutschland. Da wir in Ungarn Vollbeschäftigung haben, ist es umso wichtiger, unsere bestehenden Mitarbeitenden zu halten. Dafür haben wir verschiedene Initiativen, zum Beispiel Weiterbildungsmöglichkeiten, interne Entwicklung von Führungskräften und ein attraktives Arbeitsumfeld. Viele unserer Mitarbeitenden sind schon seit zehn Jahren und mehr bei uns im Team. Sie agieren als unsere Botschafter: Mit dem Programm „Mitarbeiter werben Mitarbeiter“ können wir so neue Talente gewinnen, die gut zu uns passen.
Apropos Botschafter – Sie selbst sind fast von Anfang an dabei. Wie kamen Sie 1996 ins Unternehmen?
Mitte der 90er Jahre, als ich fertig mit meiner Ausbildung war, lag die ungarische Wirtschaft am Boden. Eigentlich hatte ich mich als Elektroingenieur bei einem OEM beworben, aber aufgrund fehlender Deutschkenntnisse wurde ich nicht eingestellt. Bei Hörmann bekam ich dann die Chance, unter der Voraussetzung, dass ich innerhalb eines halben Jahres Deutsch lerne. Das habe ich geschafft und danach alle Stationen im Unternehmen durchlaufen. Seit 2017 bin ich Geschäftsführer und tatsächlich: Das ist die längste Zeit auf ein und derselben Position in meinem Berufsleben.
Was schätzen Sie rückblickend besonders an Ihrer Zeit im Unternehmen?
In meiner Zeit hier hatte ich viele interessante Aufgaben und konnte mich persönlich und beruflich weiterentwickeln. Ich konnte viel reisen, habe viel von der Welt gesehen und konnte die heutige Leadec-Gruppe beim Entstehen und Wachsen begleiten. Der internationale Austausch, aber auch die tollen Kolleginnen und Kollegen hier in Győr, haben mich immer in meiner Tätigkeit bestätigt. Ich wollte daher auch nie wechseln und freue mich auf die nächsten Jahre bei Leadec in Ungarn.