“Wir bauen auf unsere Erfahrungen in den Lackieranlagen."
Michael, die Nachfrage nach Batteriezellen steigt nicht nur in den USA rasant. Was sind die größten Herausforderungen bei deren Fertigung?
Die Batteriezellfertigung ist in den USA noch ein relativ neues Feld und wächst extrem schnell. Ein wichtiger Aspekt für die sichere Produktion ist das Thema Sauberkeit. Denn die Zellfertigung ist ein chemischer Prozess und der erste Schritt – das Mischen der einzelnen Bestandteile Lithium, Kobalt und Graphit – ist wirklich emissionsintensiv. Während für die Mischung sehr hohe Reinheitsstandards nach ISO 14644-1 (Level 5 oder 6) erforderlich sind, gelten in späteren Stufen wie der Zell- und Batteriepackmontage weniger strenge Vorgaben (Level 7 oder 8). Wir unterstützen die Hersteller dabei, die geforderten ISO-Standards zu erreichen, vor allem mit technischer Reinigung, Filterwechsel und einem ausgeklügelten System zur Luft- und Feuchtigkeitskontrolle.
Wodurch unterscheidet sich die Reinraumreinigung in der Batteriefertigung von anderen Branchen wie der Halbleiter- oder Pharmaindustrie?
Die größten Unterschiede liegen in den verwendeten Materialien und den daraus resultierenden Sicherheitsanforderungen.
Während in der Halbleiterproduktion vor allem Silizium verarbeitet wird und dieser Staub nicht auf die Wafer geraten darf, steht in der Batteriezellfertigung der Umgang mit chemischen Stoffen im Vordergrund. Dabei entstehen gesundheitsgefährdende Partikel. Unsere Teams müssen daher zwingend eine persönliche Schutzausrüstung sowie Atemschutzsysteme tragen, wenn sie die Anlagen, den Boden oder die Wände in der Produktionshalle reinigen. Erst später reicht klassische Reinraumkleidung wie Overalls und Handschuhe.
Beeinflusst Verschmutzung auch die Qualität der Batteriezellen?
Direkt die Zellen eher nicht, sobald sie geschlossen sind, aber die Produktionsanlagen. Und da läuft alles auf Hochgeschwindigkeit. Schon kleinste Partikel oder eine zu hohe Luftfeuchtigkeit können enorme Probleme im Ablauf verursachen. Deshalb gehören auch regelmäßige Filterwechsel fest zu unserem Reinigungsprogramm.
Warum kennt sich Leadec in dem Bereich so gut aus?
Reinräume in der Batteriezellfertigung sind zwar neu für uns, aber wir können auf unserer langjährigen Erfahrung in der Reinigung von Lackieranlagen aufbauen. Die Staubbelastung beim Mischen der Zellmaterialien lässt sich mit der in einer Lackieranlage vergleichen. Durch diese Erfahrung wissen wir genau, worauf es ankommt: Saubere Luft vom ersten Moment an.
Wie sieht es mit Digitalisierung und Automatisierung aus – was tut sich da im Bereich Reinraum?
Das Monitoring – also Partikelzählung, Feuchtigkeit und Filterüberwachung – läuft hochdigitalisiert, das übernehmen die OEMs selbst. Die eigentliche Reinigung bleibt Handarbeit. Die Qualität wird direkt sichtbar, denn die OEMs haben unsere Reinigungsleistung über die Messwerte ständig im Blick. Das sorgt für echte Transparenz und natürlich auch für Stolz bei unseren Teams!
Wie hat sich das Geschäft in dem Bereich in den USA entwickelt? Und wie sieht es mit Fachkräften aus?
2020 sind wir mit unserem ersten Kunden in Ohio gestartet. Heute betreuen wir insgesamt sechs US-Werke mit unseren Reinigungsdienstleistungen. Pro Standort mit 60 bis 80 Mitarbeitenden. Da es in diesem Bereich noch kaum Fachkräfte gibt, bilden wir unsere Teams gemeinsam mit den Kunden aus. So wächst unser Wissen ständig und neue Auftraggeber merken schnell, dass sie mit Leadec einen erfahrenen Partner an ihrer Seite haben. Ich sehe hier großes Potenzial für Leadec, gerade weil neue Werke in Planung sind. Und weil wir unsere Leistungen flexibel anpassen können: von der klassischen Reinigung bis hin zur kompletten Betreuung der Reinraumtechnik.